Das Titelbild zeigt, wie die Hose zur Anprobe angezogen ist.

Anprobe der Hose vorbereiten #F02

Im folgenden Beitrag erkläre ich Schritt für Schritt per Video und bebilderter Textanleitung, wie ich die Anprobe einer Hose vorbereite.

Auch bei einer Hose nach Maß ist eine Anprobe vor dem Fertigstellen unbedingt zu empfehlen. Selbst beim Maßschneider werden die Kunden zur Anprobe bestellt, bevor sie dann ihr fertiges Kleidungsstück abholen können. Daher sind in unseren Schnittmustern an einigen Stellen auch breitere Nahtzugaben enthalten, über die man bei Bedarf regulieren kann. Um einen realistischen Eindruck zu erhalten, wie die fertige Hose sitzen wird, ist es wichtig, den Bund zur Anprobe anzunähen. Das gilt besonders beim Formbund, denn da ist der Umfang an der Unterkante viel größer als an der oberen Kante. Da die Hose nach dem Anprobieren wieder auseinandergenommen wird, werde ich die Teile mit dem größtmöglichen Maschinenstich zusammennähen und nicht viel verriegeln. Ihr könnt die Nähte aber ebenso gut heften, was vor allem bei empfindlichen Stoffen zu empfehlen ist.

Videobeschreibung:

1. Das wird benötigt:

Das Bild zeigt, welche Schnittteile benötigt werden, um die Anprobe der Hose vorzubereiten.
Diese Schnittteile werden benötigt, um die Anprobe der Hose vorzubereiten.

Schnittteile aus Oberstoff:

  • Hinterhose (HH) – 1 Paar; die Abnäher sind bereits eingearbeitet.
  • Vorderhose (VH) – 1 Paar; zur Anprobe ist der Bereich für die Tasche noch angeschnitten; nach der Anprobe könnt ihr ihn an der markierten Linie abschneiden.
  • Bund (B) – 2x

Schnittteile aus Einlage:

  • Bund (EB) – 2 Paare

Schnittmusterteile aus Papier:

  • Hinterhose (HH)
  • Vorderhose (VH)
  • Bund (B)
  • ggf. die Schablone für die Taschenposition (P-TZ HH)

Werkzeuge und Hilfsmittel:

  • Stecknadeln oder Clips
  • Handarbeitsschere
  • Kreide oder Markierstift
  • ggf. Heftfaden und Nähnadel

An dieser Stelle greife ich dem Arbeitsschritt für die Bundverarbeitung etwas vor. Ich werde den inneren Bundstreifen ersetzen und nicht aus Oberstoff, sondern aus dem gleichen Material wie meine Taschenbeutel verarbeiten. Das ist ein schönes Detail und ihr könnt hier in der Anleitung besser unterscheiden, was die Innen- und Außenseite des Bundes ist. Bei einem Schnittmuster, für das elastisches Material vorgesehen ist, solltet ihr darauf achten, dass das Material der Innenseite ähnliche Dehneigenschaften hat, wie der Oberstoff. Wenn ihr euch für ein Schnittmuster entschieden habt, das für unelastisches Material konzipiert ist, ihr aber einen dehnbaren Stoff verwendet, fixiert den Bund so, dass er sich nicht ausdehnt und die Hose dadurch runterrutscht.

2. Gesäßnaht schließen

Das Bild zeigt, wie die Hinterhosenteile vor der Anprobe der Hose aufeinandergelegt werden.
Die beiden Teile werden bündig aufeinandergelegt.

Zunächst wird die Gesäßnaht verbunden. Die Hinterhosenteile werden rechts auf rechts kantengleich aufeinandergelegt.

Das Bild zeigt, wir vor der Anprobe der Hose der Verlauf der Schrittnaht auf die Schnittteile übertragen wird.
Der Verlauf der Schrittnaht wird übertragen.

Ich nehme das Schnittmuster zur Hilfe, um den Nahtverlauf zu übertragen. Im unteren Bereich bis zum Knips verläuft die Nahtzugabe parallel. Vom Knips nach oben wird die Nahtzugabe breiter. Hier könnt ihr den Verlauf bis zum Knips an der hinteren Mitte der Bundkante übertragen.

Das Bild zeigt, wie die hintere Schrittnaht vor der Anprobe der Hose zusammengeheftet wird.
Die hintere Schrittnaht wird geheftet.

Anschließend werden die Teile zusammengesteckt und mit einem großen Geradstich oder einem Heftstich zusammengenäht.

3. vordere Schrittnaht schließen

Das Bild zeigt, wie vor der Anprobe der Hose die vordere Schrittnaht geheftet wird.
Die vordere Schrittnaht wird geheftet.

Auch die Vorderteile lege ich rechts auf rechts aufeinander, stecke sie an der kurzen Schrittnaht zusammen und nähe die Strecke bis zum Schlitzende.

4. Taschenposition auf der Hinterhose markieren

Das Bild zeigt, wie vor der Anprobe der Hose die Position der hinteren Taschen auf die Hose übertragen wird.
Die Taschenposition wird auf der Hinterhose markiert.

Wenn ihr euch für eine Hose mit Taschen hinten entschieden habt, empfehle ich, die Taschenposition auf der Hinterhose zu markieren. Die Positionierung kann die Optik sehr beeinflussen und diese wiederum ist Geschmackssache.

Ich lege die Hinterhose so vor mich hin, dass die rechte Stoffseite zu mir zeigt. Die Schablone lege ich mit dem Knips am oberen Rand an der hinteren Mitte an.

5. Beinnähte schließen

Das Bild zeigt, welche Nahtzugaben bei den Beinnähten beachtet werden müssen
Die Nahtzugaben sind dem Schnittmuster zu entnehmen.

Als nächstes werden die Beinnähte geschlossen. Beachtet dabei, wie breit die Nahtzugaben sein sollen. Das könnt ihr im Schnittmuster nachmessen oder erkennt es an dem Abstand, den die Knipse am Nahtbeginn bzw. -ende bis zur Stoffkante haben. Falls dort keine Knipse vorhanden sind, gilt die Standard-Nahtbreite von 10 mm.

Das Bild zeigt, wie für die Anprobe der Hose die äußere Beinnaht zusammengesteckt wird.
Die äußere Beinnaht wird zusammengesteckt.

Ich lege die Vorderhose rechts auf rechts auf die Hinterhose und stecke sie an den äußeren Beinnähten zusammen. Dabei achte ich darauf, dass die Knipse aufeinandertreffen.

Das Bild zeigt, wie vor der Anprobe der Hose die inneren Beinnaht zusammengesteckt wird.
Die innere Beinnaht wird zusammengesteckt.

Anschließend stecke ich die innere Beinnaht zusammen. Hier achte ich darauf, dass sich die Gesäßnaht und kurze Schrittnaht der Vorderhose genau treffen. Von diesem Kreuzungspunkt- auch Kreuznaht genannt – bis zum Knie müsst ihr die Hinterhose etwas auf die Länge der Vorderhose dehnen. Diese Differenz ist für eine bessere Passform ins Schnittmuster eingearbeitet.

Die Beinnähte werden nun ebenfalls mit einem großen Maschinenstich oder einer Heftnaht verbunden.

Das Bild zeigt, wie die an den Beinnähten zusammengenähte Hose gewendet wird.
Die Hose wird gewendet.

Anschließend könnt ihr die Hose wenden.

6. Option Bundfalte

Das Bild zeigt, wie die Falte an der Taille gefaltet wird.
Die Falte am Taillenbund wird entsprechend der Markierungen im Schnittmuster gefaltet.

Falls ihr euch für eine Hosenform mit Bundfalte entschieden habt, solltet ihr diese jetzt falten und mit ein paar Stichen sichern.

7. Bund vorbereiten

Das Bild zeigt, wie vor der Anprobe der Hose der Bund verstärkt wird.
Die Einlage wird aufgebügelt.

Bevor ich den Bund anbringe, bereite ich ihn vor. Zunächst bügele ich die Einlage auf. Wenn ihr einen stabilen Stoff verwendet, ist es nicht unbedingt nötig, auch die innere Bundseite zu fixieren. Das ist aber Geschmackssache und davon abhängig, ob ihr den Bund lieber stabil oder weicher haben möchtet.

Das Bild zeigt, wie die beiden Bundstreifen vor der Anprobe der Hose aufeinandergelegt werden.
Die Bundstreifen werden aufeinandergelegt.

Ich lege die Streifen nun rechts auf rechts aufeinander und stecke sie an Oberkante zusammen.

Das Bild zeigt, wo der Bund vor der Anprobe der Hose zusammengenäht wird.
Die Oberkante wird zusammengenäht.

Da diese Naht nicht mehr aufgetrennt wird, nähe ich am oberen Rand bei 1 cm Nahtbreite mit normaler Stichgröße zusammen. Hierbei beginne und ende ich ca. 1,5 cm vor den Längskanten. Anfang und Ende werden nicht verriegelt, da hier später – je nachdem, wie die Ecken gearbeitet werden – ggf. nochmal ein kurzes Stück aufgetrennt werden muss.

Das Bild zeigt, wie vor der Anprobe der Hose die Oberkante bei einem Formbund eingeschnitten wird.
Der Formbund wird an der Oberkante mehrfach eingeschnitten.

Beim Formbund schneide ich nun die Nahtzugabe im Abstand von wenigen Zentimetern ein, damit er am oberen Rand nicht spannt. Damit die Einschnitte sich nicht so stark nach außen abzeichnen, ist es sinnvoll, sie in den beiden Lagen etwas zu versetzen.

Diesen Schritt könnt ihr überspringen, wenn ihr euch für einen geraden Bund entschieden habt.

Das Bild zeigt, wie vor der Anprobe der Hose die Nahtzugaben an der Oberkante des Bundes auseinandergebügelt werden.
Die Nahtzugaben werden auseinandergebügelt.

Als nächstes bügle ich die Nahtzugaben an der Bundoberkante auseinander.

Das Bild zeigt, wie der Bund vor der Anprobe der Hose gebügelt wird.
Der Bund wird von der Innenseite gebügelt.

Dann wende ich den Bund, lege Innen- und Außenteil links auf links und bügle die Naht von der Innenseite flach. Dabei achte ich drauf, dass sie oben ganz leicht nach innen liegt und nicht zur Außenseite schiebt.

Das Bild zeigt, wie vor der Anprobe der Hose die Markierungen des Schnittmusters auf den Bund übertragen werden.
Die Markierungen werden übertragen.

Ich übertrage – wenn ich es nicht schon beim Zuschnitt gemacht habe – die Knipse für die hintere Mitte, die Seitennaht und die vordere Mitte auf die Bundaußenseite.

Das Bild zeigt, wie bei einem Formbund die Dehnbarkeit überprüft wird.
Test beim Formbund, ob dieser im vorderen Bereich noch dehnbar ist.

Jetzt ist eine gute Gelegenheit, zu überprüfen, ob die Bundlänge noch zum Schnittmuster passt. Es könnte sein, dass er sich durch Nähen oder Bügeln verändert hat. Außerdem prüfe ich, ob beim Formbund die Naht im vorderen Bereich, in dem der Stoff im schrägen Fadenlauf liegt, noch dehnbar ist.

8. Bund an die Hose heften

Das Bild zeigt, wie vor der Anprobe der Hose die Schrittnaht an der vorderen Mitte eingeschlagen wird.
Die Schrittnaht wird eingeschlagen.

An der Hose kennzeichne ich ebenso die vordere Mitte und falte das linke Vorderteil an der Markierung nach innen.

Das Bild zeigt, wie der Bund vor der Anprobe der Hose an die Hose gesteckt wird.
Der Bund wird an die Hose gesteckt.

Nun wird der Bund an die Hose gesteckt. Achtet darauf, dass alle Markierungen aufeinandertreffen.

Achtung: Der Bund ist dort, wo er vorne übereinanderliegt, an der oben liegenden Seite zu lang. Lasst euch davon nicht irritieren – das wird beim späteren Annähen des Bundes angepasst.

Das Bild zeigt, wie der Bund vor der Anprobe der Hose an die Hose geheftet wird.
Der Bund wird an die Hose geheftet.

Jetzt nähe ich den Bund an. Hier wird wieder mit einem großen Maschinen- oder Heftstich genäht.

Das Bild zeigt, wie die Hose aussieht, wenn sie fertig zur Anprobe vorbereitet ist.
So sieht die fertig vorbereitete Hose aus.

So sieht eure Hose aus, wenn sie fertig zur Anprobe vorbereitet ist.

9. Hose anprobieren und Maße prüfen

Das Bild zeigt aus verschiedenen Perspektiven, wie die Hose zur Anprobe angezogen ist.
Die Seitenlänge sollte entsprechend der Markierung überprüft werden.

Jetzt ist es soweit – die erste Anprobe der Hose kann erfolgen!

Hier kommen noch ein paar Hinweise, was ihr bei der Anprobe beachten solltet:

  • Um einen Eindruck zu erhalten, wie die Hose sitzt, empfehle ich euch, Fotos zu machen, die mindestens die drei Perspektiven im Bild oben umfassen. Die Fotos solltet ihr möglichst gerade – also nicht schräg von oben oder unten – aufnehmen.
  • Achtet darauf, dass der Hosenbund in der richtigen Höhe sitzt. Da noch kein Knopf da ist, um die Hose richtig zu schließen, hat man sie schnell mal ein bisschen zu hoch oder tief angezogen. Um das zu überprüfen, könnt ihr die Seitenlänge vom Boden bis zur oberen Bundkante (s. Markierung) nachmessen und mit der Seitenlänge, die ihr im Konfigurator angegeben habt, vergleichen.
  • Sitzt der Bund in der richtigen Höhe und ist trotzdem zu eng oder zu weit, vergleicht einmal das Maß, das ihr beim Konfigurieren angeben habt, mit dem Umfangmaß an der Stelle, wo euer Bund nun sitzt.
  • Wenn die Hose an der Hüfte ein bisschen zu weit erscheint, denkt daran, dass noch Taschen eingearbeitet werden, die – je nach Stoffdicke – auch ein bisschen Platz brauchen. Am besten probiert ihr die Hose im weiteren Verlauf nochmal kurz an, bevor ihr den Bund an der Innenseite festnäht.
  • Je enger ihr die Passform gewählt habt und je weniger dehnbar euer Stoff ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass die Hose an der Beinrückseite einige Falten wirft. Das liegt daran, dass die Hose an der Rückseite ein “Mehrlänge” hat, die ihr benötigt, damit ihr euch bequem hinsetzen könnt.
  • Auf Fotos sehen Falten manchmal schlimmer aus, als sie es tatsächlich sind. Werft auf jeden Fall auch nochmal einen Blick in den Spiegel um zu sehen, wie es wirklich aussieht.

Wenn ihr trotzdem Probleme mit der Passform habt, schickt mir gerne eine E-Mail mit Bildern, wie die Hose angezogen aussieht (s. o.), dann versuche ich zu helfen. Das geht an dieser Stelle viel besser, als zu einem späteren Zeitpunkt.

10. Tascheneingriff an der Vorderhose zurechtschneiden

Wenn ihr mit der Anprobe der Hose fertig seid und evtl. Anpassungen in das Schnittmuster übernommen habt, müssen nun die Tascheneingriffe an der Vorderhose zugeschnitten werden. Habt ihr euch für eine Hose entschieden, die vorne entweder gar keine Taschen oder Nahttaschen, Paspeltaschen oder aufgesetzte Taschen hat, entfällt dieser Schritt.

Das Bild zeigt, wie nach der Anprobe der Hose an den Vorderteilen die Tascheneingriffkanten im Schnittmuster zurückgeschnitten werden.
Der Tascheneingriff wird im Schnittmuster weggeschnitten.

Zuerst schneidet ihr diesen Teil an der entsprechenden Markierung im Schnittmuster weg.

Das Bild zeigt, wie nach der Anprobe der Hose an den Vorderteilen die Tascheneingriffkanten am Schnittteil zurückgeschnitten werden.
Der Tascheneingriff wird auch am Schnittteil weggeschnitten.

Anschließend werden auch die beiden Schnittteile der Vorderhose entsprechend zugeschnitten.

Hier findet ihr die Links zum nächsten Arbeitsschritt. Wählt den Link, der zu der von euch gewählten Taschenform gehört.

Wenn ihr bei der Hinterhose keine Taschen haben möchtet, geht es hier weiter:

Falls ihr noch gar nicht so weit seid und vielleicht ganz vorn anfangen wollt, findet ihr hier noch einige Links: