Jeanshose nähen – Tipps und Tricks vorab #E03

Im folgenden Beitrag erfahrt ihr viele Tipps & Tricks zum Nähen einer Jeanshose. Wenn ihr noch weitere Ideen habt, die hier aufgenommen werden sollten, schreibt gerne eine Mail.

Ich empfehle euch, die einzelnen Teile der Anleitung einmal Schritt für Schritt durchzulesen bzw. die Videos anzusehen, bevor ihr eure erste Jeanshose näht. Spätestens, wenn ihr irgendwie nicht weiterkommt, hilft es oft, auch die nächsten Schritte zu lesen oder anzusehen – vielleicht sind eure Fragen dann schon beantwortet.

Die smartPATTERN-Anleitungen sind ein Baukastensystem. Für jedes Schnittmuster stelle ich die individuelle Anleitung aus den verschiedenen Teilen passend zusammen. Die Links zu den Teilen, die ihr benötigt, erhaltet ihr zusammen mit eurem Schnittmuster und den dazugehörigen Infos. Dort sind die Teile der Anleitung schon in der Reihenfolge, wie ihr die Jeanshose nähen könnt, sortiert.

Alle Anleitungen sind auf die Maßschnittmuster ausgelegt. Ihr könnt sie aber natürlich auch nutzen, wenn ihr ein Schnittmuster in Standardgrößen bestellt habt.

Stoffe

Für eure Hose könnt ihr nicht nur Jeans-, sondern z. B. auch Cord- oder andere passende Stoffe verwenden.

Natürlich soll der Stoff zum gewählten Schnittmuster passen. Wenn ihr euch für eine Variante für dehnbare Stoffe entschieden habt, muss der Stoff auch die notwendige Dehnbarkeit haben, damit die Hose am Ende gut passt.

Vor allem für unsere Selvedge-Schnittmuster lohnt es sich, auch einen Selvedge-Denim zu verwenden. Mehr Infos zum Stoff und dazu, was bei der Verarbeitung zu beachten ist, findet ihr hier.

Für das Taschenfutter empfehle ich dünnere Stoffe. Hier könnt ihr tolle Highlights setzen und Reste verwerten, die ihr vielleicht noch von anderen Projekten habt.

Ein tolles Detail ist es, wenn ihr für den inneren Bundstreifen auch einen anderen Stoff wählt, bspw. den gleichen, wie für das Taschenfutter. Achtet darauf, dass bei einem dehnbaren Außenstoff der Stoff für den inneren Bundstreifen ähnliche Dehneigenschaften aufweist.

Ich empfehle auf jeden Fall, alle Stoffe vorzuwaschen. Viele Stoffe laufen noch ein bisschen ein und es wäre doch zu schade, wenn eure neue Lieblingshose nach dem ersten Waschgang plötzlich zu klein ist.

Die benötigte Stoffmenge erfahrt ihr, wenn ihr euer Schnittmuster bekommt. Da es sich um ein Maßschnittmuster handelt, kann ich vorab keine Aussage dazu machen, wie viel Stoff genau benötigt wird.

Das Maßschnittmuster wird automatisch so angeordnet, dass möglichst wenig Papier benötigt wird. Das gleiche gilt für den Stoffverbrauch – in der Anleitung, die ihr bekommt, ist ein Lageplan für den Stoffzuschnitt enthalten und es ist auch genau angegeben, wie viel Stoff ihr für eure Hose braucht. Diese Angabe bezieht sich auf den vorgewaschenen – ggf. schon etwas eingelaufenen – Stoff.

Bei Standardschnittmustern sind die Schnittteile auch möglichst platzsparend angeordnet. Da mehrere Größen enthalten sind, bleibt aber natürlich etwas mehr Papier übrig, vor allem bei den kleineren Größen.

Einlagen und Kantenband

Ihr benötigt für eure Hose Kantenband (z. B. T 12 von Vlieseline), um die Tascheneingriffe vor dem Ausdehnen zu bewahren.

Bund und ggf. Teile des Hosenschlitzes müssen ebenfalls verstärkt werden. Wichtig ist, dass eure Einlage zum Stoff passt. Wenn ihr also einen dehnbaren Stoff habt, muss die Einlage auch dehnbar sein – ansonsten wird die Hose hinterher nicht passen. Lasst euch am besten beim Stoffkauf beraten, welche Einlage dazu passt. Für dehnbare Stoffe kommt z. B. G 405 in Frage, bei nicht dehnbaren Stoffen könnt ihr – je nach Festigkeit des Stoffes – auch eine H 180 oder H 200 verwenden.

In der Anleitung zum Jeanshose nähen ist das Aufbügeln der Einlage bei den jeweiligen Nähschritten beschrieben. Natürlich könnt ihr das auch schon direkt zu Beginn machen.
Das Schnittmuster enthält separate Teile für die Einlage, so dass ihr ganz einfach nachvollziehen könnt, welche Schnittteile eine Einlage bekommen. Diese sind etwas kleiner als die Schnittteile für den Hauptstoff. Das ist Absicht und soll verhindern, dass die Einlage übersteht und am Bügeleisen oder an der Bügelunterlage kleben bleibt.

Bei Jeanshosen wird insbesondere bei leichten Stoffen sowohl der innere als auch der äußere Bund verstärkt. Wenn ihr einen stabilen Stoff verwendet, ist es nicht unbedingt nötig, auch die innere Bundseite zu fixieren. Das ist aber Geschmackssache und davon abhängig, ob ihr den Bund lieber stabil oder weicher haben möchtet.

Übrigens, solltet ihr eine Bügelpresse haben, weil ihr z. B. auch gerne plottet oder siebdruckt, könnt ihr die auch zum Aufbügeln der Einlage verwenden. Meist ist die Temperatur bei der Presse gleichmäßiger verteilt als beim Bügeleisen und die Einlage hält besser am Stoff.

Nadel und Faden

Für ein gutes Nähergebnis müssen Nadel und Faden zueinander und zum Stoff passen. Für leichte Stoffe können die Nadeln dünner sein, bei dickeren/festeren Stoffen braucht es auch eine etwas dickere Nadel. Wenn ihr einen Jeansstoff verwendet, empfehle ich euch die Verwendung spezieller Jeansnadeln in einer passenden Stärke.

Gerade wenn ihr unsicher seid, ob Stoff und Nadel zusammenpassen, empfehle ich, das an einem Reststück zu testen. Da könnt ihr auch direkt mal ausprobieren, wie verschiedene Stichlängen oder Zickzack-Stiche aussehen.
Ich nähe normale Nähte meist mit einer Stichlänge von 2,6 bis 2,8.

Falls ihr Absteppnähte als Ziernaht nähen möchtet, könnt ihr dafür z. B. kontrastfarbiges Garn, Jeansgarn oder Ähnliches verwenden. Auch hier empfehle ich einen Test an einem Reststück. Wenn ihr Jeansgarn zum Absteppen nehmen möchtet, wird das nur für den Oberfaden verwendet. Als Unterfaden nimmt man ein farblich passendes normales Nähgarn.
Für Ziernähte verwende ich eine Stichlänge von 3,5. Probiert hier einfach mal aus, was euch am besten gefällt.

Knöpfe, Reißverschluss und Nieten

In eurer Anleitung ist angegeben, wie viele Knöpfe ihr für eure gewählte Variante benötigt und – sofern ihr den Hosenschlitz mit Reißverschluss näht – auch die Länge des Reißverschlusses. Wenn ihr keinen Reißverschluss in der angegebenen Länge findet, könnt ihr entweder einen nehmen, der einen Zentimeter kürzer ist und ihn oben so ansetzen, wie in der Anleitung beschrieben, oder ihr kürzt den Reißverschluss selbst auf die richtige Länge.

Dabei werden Reißverschlüsse mit Zähnen am oberen Ende gekürzt. Spiral-Reißverschlüsse kürzt man am unteren Ende ein.
Anleitungen, wie man einen Reißverschluss kürzt, gibt es im Internet ganz viele – sucht euch da einfach die für euch passende aus.

Die angegebenen Knopfgrößen sind eine Empfehlung. Wenn ihr eine andere Größe schöner findet, könnt ihr sie natürlich verwenden. Achtet nur darauf, dass die Größe der Knopflöcher zu den Knöpfen passt.

Für den echten Jeanslook sind Nieten an den vorderen Taschen ein tolles Detail. Natürlich könnt ihr sie auch an den hinteren Hosentaschen verwenden – bedenkt aber, dass ihr damit evtl. Kratzer auf empfindlichen Oberflächen verursacht, je nachdem, wo ihr euch anlehnt oder hinsetzt. Nieten und das entsprechende Zubehör findet ihr in verschiedenen Ausführungen im Handel. Beachtet die jeweiligen Anleitungen der Hersteller und werft eine Blick in diese Anleitung.

Nahtzugaben

Im Schnittmuster sind alle notwendigen Nahtzugaben enthalten und eingezeichnet. Beachtet, dass die Nahtzugaben nicht überall gleich breit sind. Damit ggf. noch Anpassungen möglich sind, haben die Beinaußennähte meist eine breitere Nahtzugabe als zum Beispiel die Hosentaschen.

Die Anleitungen müssen wir bezüglich der Nahtzugaben teilweise noch überarbeiten. Solltet ihr an einer Stelle in der Text- oder Videoanleitung eine andere Angabe zur Nahtzugabe finden, als im Schnittmuster, gilt immer die im Schnittmuster eingezeichnete Zugabe.

Anprobe

In der Anleitung wird empfohlen, die Jeanshose zur Anprobe vorzubereiten.

Bitte macht das unbedingt und näht dazu auch den Bund an, denn nur so bekommt ihr einen realistischen Eindruck, wie die Hose sitzt!!!

An diesem Punkt können Änderungen und Anpassungen noch ohne großen Aufwand vorgenommen werden. Natürlich habt ihr ein Maßschnittmuster gekauft und das sollte sehr gut sitzen, aber selbst bei gleichen Maßen können sich leicht unterschiedliche Passformen ergeben und es ist auch immer subjektiv, ob man die Hose lieber etwas enger oder doch ein bisschen lockerer trägt. Da machen drei oder fünf Millimeter schonmal einen Unterschied.

Der Hosenschlitz – rechts oder links?

Bei smartPATTERN haben alle Schnittmuster für Chinos und Jeanshosen, egal ob für Frauen oder Männer, den Hosenschlitz so, dass man den Reißverschluss mit der rechten Hand schließen kann. Bei den klassischen Frauenhosen wird der Reißverschluss mit der linken Hand geschlossen.
Wenn ihr das lieber andersrum haben möchtet, müsst ihr die entsprechenden Schnittteile spiegeln und das dann natürlich auch bei der weiteren Verarbeitung beachten.

Selvedge- oder Selvage-Denim

Egal ob Selvedge, Selvage oder auf Selfedge- gemeint ist damit immer ein robuster Denim mit besonderer Webkante.

Produziert werden Selvedge-Denims auf Schützenwebstühlen, die ihren Ursprung in den USA haben. Mit steigender Nachfrage nach Jeansstoffen wurden sie durch industrielle Webstühle ersetzt. Der japanische Markt hat viele der aussortierten Webstühle aufgekauft und ist inzwischen Marktführer in der Produktion von Selvedge-Denims.

Besonderes Merkmal der Selvedge-Denims ist die glatte Webkante ohne Fransen, die dadurch entsteht, dass der Schussfaden immer hin und her geführt wird. Die Webkante ist weiß und wird mit einem farbigen – meist roten – Faden gesichert. Jeanshosen aus Selvedge-Denim werden gerne gekrempelt, damit diese Webkante sichtbar ist.

Die Schützenwebstühle sind schmaler als industrielle Webstühle, weshalb Selvedge-Denims in der Regel nicht breiter als 90 cm sind. Die Kettfäden werden oftmals noch manuell eingefädelt, was bei 3.000 Fäden für eine Stoffbreite fast einen Tag benötigt. Es steckt also noch ganz viel Handarbeit in der Produktion hochwertiger Selvedge-Denims.

Eine tolle Auswahl der besonderen Stoffe findet ihr im Shop von Johann Ruttloff unter www.selvage.de.

Selvedge-Schnittmuster

Das Bild zeigt, wie die Seitennaht der Selvedge-Jeans im Taschenbereich versäubert wird.
Bei Selvedge-Schnittmustern wird die Seitennaht nur im Bereich der Tasche versäubert.

Um die besondere Webkante der Selvedge-Denims richtig in Szene zu setzen, braucht es extra dafür angepasste Schnittmuster, die von der Hüfte bis zum Saum eine ganz gerade Außenbeinnaht haben. Die Nahtzugaben der Seitennähte werden dann nur im oberen Bereich, wo die Webkante weggeschnitten wird, versäubert.

Das Bild zeigt, wie die Schnittteile der Taschen bei Selvedge-Stoffen angelegt werden können.

Die Webkante des Stoffes könnt ihr auch als Hingucker für die obere Kante von Münztasche und hinteren Hosentaschen oder für die Gürtelschlaufen nutzen. Lasst eurer Kreativität freien Lauf!