Beinnähte und Blindsaum nähen #BE04
Wie Beinnähte und Blindsaum an einer Hose genäht werden, zeige ich euch Schritt für Schritt in der folgenden Video- und bebilderten Textanleitung. Bei dieser Verarbeitungsweise stelle ich beide Hosenbeine separat fertig, bevor die Schritt- und Gesäßnaht geschlossen wird. Taschen an Hinter- und Vorderhose sollten zu diesem Zeitpunkt schon eingearbeitet sein. Wenn ihr eure Hose mit Nahttaschen konfiguriert habt, sind auch die Seitennähte schon geschlossen.
1. Das wird benötigt:
Schnittteile aus Oberstoff:
- die vorbereitete Hinterhose (HH) – 1 Paar
- die vorbereitete Vorderhose (VH)– 1 Paar
Werkzeuge und Hilfsmittel:
- Stecknadeln oder Clips
- Handarbeitsschere
- Kreide oder Markierstift
- langes Lineal
- passendes Nähgarn und Nähnadel
2. Hinterhose in Form bügeln
Wenn ihr eure Hinterhose bereits bei der Anprobe in Form gebügelt habt, geht es direkt mit dem nächsten Schritt weiter.
Die Anleitung zum Bügeln findet ihr hier.
3. Äußere Beinnaht schließen
Wenn ihr eure Hose mit Nahttaschen näht und die äußeren Beinnähte schon geschlossen sind, geht es hier weiter.
Wenn eure Hose kein Kniefutter hat, müsst ihr vor dem Schließen der Beinnähte zunächst die Beininnen- und -außenkante, die obere Kante sowie die Schrittnaht versäubern. An dem Vorderhosenteil, an dem später der Schlitzbeleg angenäht wird, könnt ihr zuvor die vordere Kante entsprechend der Markierung im Schnittmuster zurückschneiden.
Vorderhose und Hinterhose lege ich rechts auf rechts aufeinander und stecke die Seitennähte bündig fest.
Dann nähe ich die Seitennaht. Achtet dabei auf die richtige Nahtzugabe, die sich aus dem Schnittmuster ergibt.
Die Nahtzugabe bügle ich anschließend auseinander.
Hier nehme ich gerne wieder meine Kleiderbürste oder ein Bügelholz zur Hilfe, damit die Naht schön flach wird.
Die Nahtzugabe im oberen Bereich der Hose bügle ich auf einem Bügelkissen oder dem runden Ende des Bügelbretts auseinander.
4. Saum vorbereiten
Ich übertrage die Saumlänge, die sich aus dem Schnittmuster ergibt, parallel zur Saumkante auf die rechte Stoffseite. (Wundert euch nicht, dass die Bügelfalte hier nicht mehr im Vorderteil zu sehen ist, ich habe diese Bilder an einer anderen Hose aufgenommen)
Dann wende ich die Hose und bügle den Saum an der eingezeichneten Linie um.
5. Innere Beinnaht schließen
Die Innenkanten von Vorder- und Hinterhose lege ich rechts auf rechts aufeinander.
Am oberen Ende der Innenbeinnaht markiere ich mir auf der Hinterhose die Breite der Nahtzugabe.
In dieser Position sichere ich das obere Ende der inneren Beinnaht mit einer Klammer oder Stecknadel. Genau an der Markierung treffen Vorder- und Hinterhose in der Schrittkurve zusammen.
Dann stecke ich die restliche Strecke der inneren Beinnaht zusammen. Dabei achte ich darauf, dass die Knipse in Kniehöhe aufeinandertreffen. Vom Knie Richtung Schrittnaht muss die Hinterhose auf die Länge der Vorderhose gedehnt werden. Ggf. habt ihr das schon beim Bügeln der Hinterhose vorbereitet.
Die Nahtzugabe entnehme ich dem Schnittmuster.
Zum Ausbügeln der inneren Beinnaht nehme ich ein Ärmelbrett zur Hilfe.
Die Nahtzugaben bügle ich auch hier auseinander. Dabei arbeite ich mit viel Druck und nehme mir Zeit, damit die Naht ganz flach wird. Natürlich könnt ihr auch wieder Holzbürste oder Bügelholz verwenden.
Durch das Ausbügeln der Seitennaht sind die Saumkanten nicht mehr so gut erkennbar. Daher bügle ich sie im Bereich der Seitennaht nochmal nach.
Die Saumkante versäubere ich nun mit der Overlock oder einem Zickzack-Stich.
6. Blindsaum-Varianten
Ich werde euch drei verschiedene Möglichkeiten zeigen, wie ihr einen blinden Saum arbeiten könnt. Im Bild seht ihr von links nach rechts einen geklebten Saum, einen Blindstich mit der Maschine und einen Blindstich von Hand.
Den feinen hellgrauen Stoff links im Bild habe ich mit kontrastfarbigem Garn gesteppt, damit man die Stiche besser erkennen kann.
Bei einem dickeren, nicht so fest gewebten Stoff, funktioniert der Maschinenstich sehr gut, da die Stiche nicht bis zur Außenseite greifen.
Der Blindstich von Hand (rechts) kann auch bei ganz feinen Stoffen eingesetzt werden. Bei sorgfältiger Arbeit wird selbst ein kontrastfarbiges Garn an der Außenseite nicht zu sehen sein.
7. geklebter Blindsaum
Für den geklebten Blindsaum verwende ich „Perfekt Saum T40“ von Vlieseline. Dieses Band ist knapp 40 mm breit und passt damit in meinen 40 mm breiten Saumeinschlag. Das Band besteht aus zwei dünnen Lagen, die im oberen Drittel mit einem Blindstich zusammengehalten werden. An der Außenseite sind sie mit Klebpunkten versehen.
Dieses Band lege ich an die Innenseite meiner Saumkante und klappe die obere Lage des Bandes weg.
Anschließend versäubere ich meine Saumkante mit der Overlock oder einem Zickzack-Stich und führe das Band dabei so mit, dass ich nur die untere Lage des Bandes erfasse.
Der Einschlag wird nun umgeschlagen und festgebügelt. Ich lasse das Bügeleinsen ca. 10 Sekunden auf jeder Stelle. Beachtet dazu die Herstellerangaben und testet ggf. vorher an einem Reststück.
Bei Bedarf könnt ihr hier auch nochmal den Saum bis zum Verbindungsstück anheben, um Abdrücke, die von außen sichtbar sind, zu verbügeln.
So sieht der fertige geklebte Saum von der Innenseite aus.
Hier seht ihr nochmal, wie sich die obere Kante des Saums wegklappen lässt, weil das Band in dem Bereich doppellagig ist.
8. Blindsaum mit der Maschine nähen
Zuerst versäubere ich die Saumkante mit einem Overlock- oder Zickzack-Stich.
Dann hefte ich den Saum bei ca. 8 mm Abstand von der Schnittkante oder stecke ihn mit Nadeln oder Klammern fest.
Für das Nähen des Blindsaums mit der Maschine gibt es einen entsprechenden Nähfuß. Dieser hat eine Führung, an der ich die äußere Stofflage beim Nähen entlangführe.
Dann stelle ich das entsprechende Programm ein. Es gibt bei meiner Maschine je einen Blindstich für gewebte und elastische Ware.
Ich falte den Saum von der Innenseite aus um und setzte den Fuß so auf, dass der Abstand zwischen Saumkante und Führung ca. 8 mm beträgt. Der Stich funktioniert so, dass mehrere kleine Stiche in die versäuberte Saumkante gesteppt werden und dann ein Stich zur Seite in die geführte Stofflage greift.
So nähe ich ringsum und fertig ist der Blindsaum.
9. Blindsaum mit der Hand nähen
Zuerst versäubere ich die Saumkante mit einem Overlock- oder Zickzack-Stich.
Dann hefte ich den Saum bei ca. 8 mm Abstand von der Schnittkante.
Zum Festnähen verwende ich hier im Beispiel ein kontrastfarbiges Garn, damit man den Stich besser erkennen kann.
Das Garn habe ich zuvor mit Dampf überbügelt.
Ich schlage den Saum an der gehefteten Naht nach außen um und arbeite mit dem Hexenstich von links nach rechts. Der Faden wird während des Nähens nicht strammgezogen, sondern bleibt relativ locker.
Ich beginne mit einem ca. 3 mm langen Stich durch den eingeschlagenen Saum. Dann steche ich ca. 4 mm weiter rechts ganz vorsichtig durch 1 bis 2 Fäden des umgefalteten Außenstoffs und achte darauf, nicht nach außen durchzustechen. Ca. 7 mm weiter links mache ich wieder den 3 mm langen Stich durch den Einschlag und wiederhole die Stiche fortlaufend. Nach drei bis vier Stichfolgen mache ich jeweils an der Einschlagseite einen weiteren Rückstich. Damit verhindere ich, dass der komplett Faden aufreißt, wenn man versehentlich damit hängen bleibt. Am Ende vernähe ich das Fadenende in der Nahtzugabe.
So sieht der fertige, von Hand genähte Blindsaum aus. Von der Außenseite ist der Faden nicht zu sehen.
10. Fertige Blindsaum-Varianten
Hier seht ihr nochmal die drei Varianten – geklebter Saum, Blindsaum mit Maschinenstich und von Hand genähter Saum – nebeneinander.
Wenn ihr euch für Bügelfalten entschieden habt, werden diese nun auch im Saumbereich eingepresst.
Wollt ihr auch in die Hinterhose eine Bügelfalte einarbeiten, findet ihr hier die entsprechende Anleitung.
Hier findet ihr den Link zum nächsten Arbeitsschritt:
Falls ihr noch gar nicht so weit seid und vielleicht ganz vorn anfangen wollt, findet ihr hier noch einige Links: